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08.04.2019

Interaktive Geschichte #Floflüchtet - Die Flucht beginnt

Zu verarbeitende Stichworte (#Rhein, #Köln, #Venlo #Dessousladen, #Shoppingmeile)

Ganz plötzlich ist mir alles zu viel und obwohl ich morgens schon richtig schlecht drauf war, weil ich die Nacht kaum geschlafen habe, bin ich von meiner Reaktion selbst am meisten überrascht. So schaffe ich es gerade noch aus meiner leuchtfarbenen Arbeitsjacke gegen meine eigene zu tauschen, laufe ohne den verdutzten Kollegen etwas zu sagen aus dem Büro, greife wie selbstverständlich nach dem Herkulesklapprad, das der Kollege immer wieder in den Flur stellt und schiebe es in den Aufzug. Keine Minute später heize ich den Venusberg in Bonn hinunter. Wie im Tunnel rase ich in einem Affenzahn den Autos hinterher, jage an ihnen rechts oder links vorbei, wie es gerade passt und auch die rote Ampel ist mir egal. Hier oben auf dem Bonner Hügel habe ich doch die perfekte Vollversorgung bei all den Krankenhäusern in der Nähe. Das wütende Hupen der Autofahrer überhöre ich bewusst und lasse mich auf meiner Flucht nicht mehr stören. Ich will Meter machen, bevor ich es mir anders überlege. Wetten ich schwitzte gerade weniger als du, obwohl du in deinem Ohrensessel gut geschützt hinter mir herfliegst? Hast du halt Pech gehabt, Du hast dich doch entschieden mit mir zu flüchten und so bin ich in kürzester Zeit tatsächlich in ganzem Zustand am Rhein. Der breite Fluss mit seiner braunen Brühe geht mir heute so dermaßen auf den Senkel. Außerdem stören mich die ganzen Passanten, die kreuz und quer auf Weg herumlungern. Ein schnelles Fahrzeug wie mein Fluchtfahrzeug gehört dahin, wo ein schnelles Fahrzeug nun mal hingehört. Deiner wechselnden Gesichtsfarbe kann ich entnehmen, dass Du ahnst, wohin ich möchte! Ich setze ein teuflisches Grinsen auf, als ich an eine Radionachricht denke, die ich gleich auslösen werde. Bis zur Bonner Nordbrücke fahre ich allerdings noch am Rhein entlang, auch wenn ich die Hälfte des Weges einen Fußgänger nach dem anderen aus dem Weg knurre, als wäre ich ein Pitbull mit Tollwut.
Eine Wendeltreppe führt hier in engen Windungen auf die Autobahnbrücke und so lastet das alte Klapprad ganz schön auf meinem Rücken, als ich mich die Treppe hinauskämpfe. Oben angekommen verschnaufe ich kurz und stelle fest, dass ich tatsächlich Glück habe. Es herrscht wieder einmal Stau. Auf die Baustelle auf der Autobahn A565, die mitten durch Bonn führt, ist Verlass, und so hebe ich das Fahrrad unter den verwunderten Blicken der Autofahrer über die Leitplanke und verschwinde zielstrebig aus dem Blickfeld des einen Autofahrers hinein in das des nächsten. Es braucht nur wenige Augenblicke, bis mich die Autofahrer mit einer Mittelfingerlaolawelle empfangen. Doch das ist mir gerade sowas von Schnuppe, denn ich komme voran und sie nicht. Ich nehme im zweiten Gang des alten Rads die weite Kurve. Du weißt ja ganz bestimmt, dass man bei dieser Art von Herkulesrad den Gang wechseln kann, wenn man die Pedale leicht zurücktritt, aber nicht soweit, dass die Rücktrittbremse anspringt, oder?
Auch hier herrscht durch die komplizierte Verkehrsführung Stau. Also veranlasse ich weiter eine Mittelfingerlaola, der ich mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen entgegenfahre. So komme ich zum Glück unfallfrei bis zum beginnenden Standstreifen.
„Oh, Köln meine geliebte Stadt, ich eile zu dir!“
Während ich Meter für Meter unter dem freundlichen Gehupe der vorbeifliegenden Autofahrer zurücklege, vernehme ich die lauter werdende Polizeisirene in meinem Rücken. Ich muss mir etwas überlegen, wenn meine Flucht hier nicht schon enden soll, und man mich mit Zwangsjacke wieder zurück an meinen Arbeitsort bugsiert. Zum Glück führt unterhalb der Böschung am Rande der Autobahn ein Feldweg entlang. So hüpfe ich sportlich, unsportlich wie ich bin vom Sattel, hebe das Rad über die Leitplanke und rutsche mehr, als das ich laufe die Böschung hinunter. Es tut mir leid, dass ich dir mit deinem Sessel nicht helfen kann, falls er nicht hoch genug über die Straße fliegt. Irgendwo gibt es aber eine Taste mit einem Pfeil nach oben, vielleicht schnallst Du Dich aber erst mal an. Und bleib nicht zwischen den Bäumen stecken!
Ich höre das Bremsen des Streifenwagens und trete eilig in die Pedale. Weg von der Polizei und weg von der Autobahn. Das wird ja noch richtig spannend hier. Ob Radio Bonn/Rhein-Sieg eifrig über mich berichtet hat. Bestimmt! Nun habe ich allerdings ein ganz anderes Problem, denn wie schon gesagt, gehört ein schnelles Fahrzeug einfach auf die Autobahn. Zum Glück gibt es hier eine Kiesgrube und nach einem kurzen Gespräch nimmt mich einer der Fahrer mit auf seinem LKW auf seine Tour in Richtung Dom. Das Herkulesrad darf in der Zwischenzeit auf einem weichen Sandberg verschnaufen. Da wird sich mein Kollege freuen, wenn die frischgeölte Kette sandig paniert wird. Schon mal vorab. Es tut mir leid!
In der Nähe des Kölner Verteilers im Süden Kölns lädt mich Horst mitsamt meines Fluchtfahrzeug wieder ab, unterwegs haben wir uns beide köstlich über einen irren Fahrradfahrer amüsiert, der wohl mit einem Fahrrad über die Bonner Autobahn gefahren ist. Ich wäre wohl besser Schauspieler geworden. Aber wie geht es Dir eigentlich? Ich hoffe, du hast auf der Ladefläche mit deinem Sessel nicht zu sehr in der Zugluft gesessen. Hast du da Sand in den Haaren? So kann ich dich aber nicht mitnehmen. Ein bisschen Ordnung sollte auch auf der Flucht sein.
Wenig später sitze ich wieder im Sattel und fliege im Schweinsgalopp in Richtung Dom. Ein bisschen himmlische Unterstützung kann ja nicht verkehrt sein und so sitze ich am frühen Nachmittag auf einer der Bänke und erfreue mich an der Butterbrotdose, die Horts Frau ihm liebevoll gepackt hat. Ich glaube, damit habe ich dem nächsten Anhalter so einiges versaut. Aber wer trampelt, braucht Energie, braucht etwas zu essen. Dann habe ich im Dom auch gleich etwas zu beichten. Amen!
Die Atmosphäre im Dom nimmt mich wie immer gefangen. Ich werde ruhig. Sogar mein Kopf hält mal die Klappe. Ich danke dir übrigens dafür, dass du in deinem Sessel auf das Fahrrad aufpasst. Im Stillen beichte ich meinen Futterdiebstahl und da in diesem Augenblick die Sonne durch das riesige bunte Fenster des Doms fällt, nehme ich das mal als positives Zeichen hin. Fast eine halbe Stunde lasse ich die Touristenströme an mir vorüberziehen. Ehe ich mich wieder auf den Weg mache. Tatsächlich schiebe ich das Fahrrad sogar durch die Kölner Innenstadt, denn ich weiß ja, was sich gehört. Als ich so verträumt durch eine der kleinen Seitengassen schlendere, springt mir eine hübsche, junge Frau entgegen. Ihre meerblauen Augen ziehen mich auf Anhieb in ihren Bann und so kann ich natürlich nicht nein sagen, als sie mich bittet, ihr bei der Auswahl ihrer Kleidung behilflich zu sein. Du musst leider draußen bleiben. Steht zwar nicht explizit für dich an der Tür, aber der Sessel passt halt nicht in das Geschäft. So musst du mir einfach glauben, was dort so geschieht, wenn ich es dir später erzähle. Übrigens würde ich nicht zu angestrengt durch die Schaufenster schauen, da es sich dabei um ein Dessousgeschäft handelt, könnte man dich für einen perversen Spanner halten. Du kannst ja auf das Fahrrad aufpassen.
Also folge ich der Einladung und betrete das Geschäft. Vorbei an traumhaft schöner und sexy Wäsche folge ich der jungen Frau in den hinteren Bereich zu den Umkleiden. Dort liegen schon einige Dessous bereit, doch sie kann sich nicht entscheiden, welche sie vor ihrem Mann tragen soll. Nun sitze ich als etwas aufgeregt auf einem Stuhl und warte darauf, dass der Vorhang der Umkleide sich öffnet. Mit einem Lachen lässt sie erst ein Bein aus dem Vorhang hervorblitzen, die Halterlosen betonen ihren schlanken, langen Beine und ich halte den Atem an. Dann schwingt der Vorhang auf Seite. Ich bekomme kaum einen Ton hinaus. Rutsche auf dem Stuhl hin und her.
„Wenn es dir jetzt schon die Sprache verschlagen hat, dann warte erst mal ab“, haucht sie mir flüsternd zu und verschwindet neckisch zwinkernd wieder in der Umkleidekabine. Beim nächsten Auftritt haut es mich fast vom Stuhl und der Gedanke, ihr in der Umkleidekabine aus dem Hauch von nichts zu helfen, beschleicht mich. Sie steigert das mit den nächsten beiden Dessous noch und bei der letzten Anprobe, lässt sie sogar den Vorhang auf. Sie spürt, wie ich auf sie reagiere und vielleicht sie sie es auch. Eine Viertelstunde später verlassen wir gemeinsam mit 3 der Dessous das Geschäft. Wenn du bitte noch das Fahrrad anketten könntest, in meinem Zustand könnte ich gerade eh nur mit Schmerzen Fahrrad fahren.
Kurz informiere ich meinen Kollegen, wo er sein heißgeliebtes Herkulesrad abholen kann und steige nach einem kurzen Fußweg in das Auto der jungen Frau, die mich so in ihren Bann gezogen hat. Gemeinsam fahren wir nach Venlo. In meinem Zustand würde ich sie wohl gerade sogar bis ans Ende der Welt begleiten. Ich versuche mich so ins Auto zu setzen, dass die Hose nicht zwickt, als die junge Dame verschmitzt grinst und ihren Wagen geschickt durch den dichten Verkehr Richtung Autobahn lenkt. Immer wieder legt sie ihre Hand auf meine Bein und lässt sie nach oben gleiten. Wie soll ich mich denn so beruhigen? Wie nebenbei erzählt sie mir von einigen weiteren Dessousgeschäften auf der Shoppingmeile in Venlo. Ihre Hand gleitet mittlerweile über die Innenseite meines Oberschenkels. Mein Atem stockt, als sie an einem Rastplatz von der Autobahn fährt und ihr Auto in den hintersten Winkel des Parkplatzes fährt. Sie öffnet unsere Anschnallgurte, beugt sich zu mir rüber. Ein Kuss auf die Wange, dann treffen sich unsere Lippen. Langsam beugt sie sich weiter hinunter. Als ihre Hände beginnen an meiner Hose herumzunesteln, gibt es einen dumpfen Schlag am Heck des Autos. Wir schrecken auf.
Das war ja zu erwarten, dass du mir den Spaß nicht gönnst und mit dem Sessel gegen das Auto stößt. Du Stimmungstöter! So gebe ich ihr nur noch einen flüchtigen Kuss und verabschiede mich mitten auf dem Rastplatz, während sie wütend und mit quietschenden Reifen wieder in Richtung Autobahn schießt. Dann werde ich mir wohl mal Gedanken machen müssen, wie ich hier jetzt wieder wegkomme. Hey du. Ja, genau du! Du kannst ruhig mitdenken, du bist ja schließlich mit daran schuld, dass ich jetzt hier so hänge.

Admin - 16:35:10 @ Gedankenflucht, Floflüchtet | Kommentar hinzufügen